Hallo Manfred,

es war eine der Herausforderungen beim Schreiben des Buches und in der Zusammenarbeit mit Audi, die Arbeit am Buch einerseits und den Besitz des V8 und in Folge auch das persönliche Ersatzteil- und Wartungsleiden andererseits (möglichst) klar voneinander zu trennen. Alles andere hätte dem Buch, glaube ich, auch nicht besonders gut getan, weil es eben sehr schwer ist, bei diesem Thema wirklich sachlich zu bleiben. Ursprünglich hätte es noch ein weiteres großes Kapitel namens "Audi V8 heute" gegeben, welches sich detailliert mit Ankauf, Betrieb und Wartung, der Szene usw. auseinandersetzt. Natürlich wäre die Ersatzteillage da Thema gewesen, genauso wie die üblichen Schwachstellen der Fahrzeuge, aber das alles war sehr subjektiv und basierend auf den eigenen (auch negativen) Erfahrungen geschrieben.

Es wurde aber relativ früh seitens Audi der Wunsch geäußert, ein zeitloses Werk zu schaffen, ein Wunsch, der dieses Kapitel konsequenterweise ausspart. Unemotional betrachtet macht alles andere auch keinen Sinn, da ein halbwegs klar denkendes Unternehmen kein Buch unterstützen wird, welches das Unternehmen selbst torpediert. Überdies könnte eine Kritik an bspw. der Ersatzteilpolitik immer nur eine Momentaufnahme sein, die in einem als Standardwerk gedachten Buch, welches auch in zehn Jahren noch seine Richtigkeit haben soll, schlichtweg nichts verloren hat. Aus demselben Grund gibt es auch keine Liste aller Länder mehr, in denen heute noch Audi V8 betrieben werden, und auch kein Kapitel über Zeitungsartikel nach 1995.

Ich saß im Zuge meiner Recherchen überwiegend Mitarbeitern gegenüber, die heute bereits in Rente oder nicht mehr für Audi tätig sind oder mit dem Thema Wartung und Ersatzteile überhaupt nichts zu tun haben. Ergo hatte dieses Thema da auch keine Daseinsberechtigung. Natürlich bekam ich auch Gelegenheit, das Thema der Ersatzteilversorgung beim V8 und bei den Youngtimern allgemein mit Mitarbeitern von Audi Tradition zu besprechen und dadurch inzwischen auch eine etwas neutralere Position zu dem Thema einzunehmen, aber mein Fokus lag auf der Recherche der Geschichte des Audi V8, wodurch ich meine kostbare Zeit und das Wohlwollen, welches mir entgegengebracht wurde, vor allem hierfür nutzte.

Obwohl die heutige Situation rund um den Audi V8 in dem Buch nicht thematisiert wird, da der Betrachtungszeitraum grob zwischen 1975 und 1995 angesiedelt ist, habe ich mich dennoch darum bemüht, jedes Kapitel kritisch abzuhandeln, also auch durchaus einmal auf Schwachpunkte hinzuweisen und auch nicht ganz so positive Meinungen und Erinnerungen, damals wie rückblickend, einfließen zu lassen. Oft hatten die Leute, mit denen ich gesprochen habe, auch die ausreichende Portion Selbstironie, um heute über Dinge, die damals bestimmt nicht so lustig waren, locker und humorvoll zu berichten. Das merkt man, denke ich, auch bei den zahlreichen Zitaten.

Wovon ich mich nicht unmittelbar habe losreißen können war die Vorstellung, die Problematik des Ölverbrauchs eingehend zu untersuchen und in Folge auch mit den ganzen Gerüchten aufzuräumen. Die Konsequenz war, dass ich in den allerersten Interviews mit den Motorbauern dieses Thema zur Sprache gebracht habe, was rückblickend keine gute Entscheidung war. Anfängliche Offenheit schlug schnell in Misstrauen um und so hätte ich mir das eigentlich sparen sollen, kurzum war es unprofessionell. Auch bekam ich den Eindruck, dass diese Sache intern bei weitem nicht so wahrgenommen wurde wie hier unter uns Gebrauchtwagenfahrern, deren Fahrzeuge halt oftmals auch ganz ordentlich verlebt sind, ob man das gerne zugibt oder nicht. Witzigerweise gilt das auch für diese "D11"-Geschichte: Kein einziger Mitarbeiter bei Audi hat jemals etwas von einem D11 gehört. Intern heißt der V8 immer schon D1, auch damals schon.

Lange Rede, kurzer Sinn: Mein Beitrag zum "Level-Up" des Audi V8 beiderseits in der Wahrnehmung von Audi und in Sammlerkreisen beschränkt sich auf die Aufarbeitung der Geschichte und in der Ausarbeitung des Buches. Das Thema der Ersatzteilversorgung sollte an einer anderen Stelle und in einem anderen Kontext behandelt werden.

vlG

Bastian