Hi,

das Frustrierende an Markenwerkstätten - natürlich sind hier vordergründig Erfahrungen mit Audi zugegen - ist, dass sich nur wenige Mechaniker die Mühe machen wollen, Probleme wirklich zu lösen.

Der Vorgang ist doch ganz derselbe, ob auf einem neuen oder einem alten Fahrzeug: Dokumentation suchen, systematisch den Fehler eingrenzen und diesen mit einer Reparatur beheben. Nicht mit blindem Austausch von Teilen. Es fehlt nur meiner Meinung nach vielen einerseits der Wille und andererseits auch die Kompetenz, um Probleme systematisch zu lösen.

Dass dann von Zeit zu Zeit noch fachmännische Defizite dazukommen, spreche ich der in allen Berufsgruppen vorhandenen Streuung zu - es gibt halt einfach nur wenige gute Leut' und der Großteil geht im Grundrauschen unter.

Gerät' man an einen wirklich bemühten und gleichzeitig handwerklich einwandfreien Mech bei Audi, wird man vermutlich genauso zufrieden sein wie beim eigenen Haus- und Hofmech, nur um einen anderen Preis. Das ist aber nicht die Schuld des Einzelnen, sondern Konzernpolitik.

Das generelle Problem ist also, dass im Durchschnitt gesehen wahrscheinlich in vielen Fällen das Preis-/Leistungsverhältnis der Markenwerkstätten ganz einfach nicht stimmt. Und es damit rechtfertigen zu wollen, dass der V8 ein Exot ist, ist insofern nicht in Ordnung, als dieses Fahrzeug einst Flaggschiff des Konzerns war und es genügend Dokumentation gibt, in die man sich einlesen könnte, würde man nur wollen. Als Kunde erwarte ich mir einfach, dass für 120.- EU pro Stunde oder noch mehr diese Bereitschaft und der Wille vorhanden ist, basta. Alles andere ist ungerechtfertigt und darf meiner Meinung nach durchaus kritisiert werden.

Wieso Audi bzw. die Audi Tradition nicht die Möglichkeit nutzt, Wissen im Konzern

a) ausfindig zu machen,
b) zu bündeln und
c) abrufbar zu machen,

eben in Form ehemaliger Mitarbeiter, digitalisierter Unterlagen, Ressourcenverweise wie dieses Forum, Wikis und andere Wissensdatenbanken, ist mir ein Rätsel. Es wäre doch überhaupt kein Problem, eine Umfrage durch alle Vertragspartner zu machen, welcher Mechaniker noch spezielle Kenntnisse für welche älteren Fahrzeuge zu haben und ob diejenigen gewillt sind, dieses Wissen zu teilen.

Das würde dazu führen, dass man

a) wüsste, wohin man sich als Kunde direkt wenden kann, wenn man ein Problem hat und
b) sich jede Vertragswerkstätte auch älteren Fahrzeugen annehmen kann, da sie weiß, wo sie kompetente Hilfe bekommt, natürlich gegen Entgelt oder Credit-System

Es ist ja keine Schande, dass nicht jeder alles wissen kann - aber es ist eine Schande, dass offenbar der Rückhalt im Konzern nicht gegeben ist, ein gerade mal 20 Jahre altes Fahrzeug halbwegs in Schuss zu halten.

Wenn ich als Vertragswerkstätte das Know-How nicht im Haus habe und dadurch einen hunderte oder tausende Euro schweren Auftrag bei der derzeitigen Informationslage nicht annehmen kann, weil ich das Know How nicht habe, ist das ärgerlich. Natürlich wird das dennoch gemacht, und dann wird gepfuscht, und so entsteht der miese Ruf, den dann alle abbekommen, gerechtfertigt oder nicht. Wenn ich heute aber weiß, dass ich 5 oder 10% des Auftrags an einen dezitierten Experten bspw. im benachbarten Autohaus abgeben muss, dafür aber vielleicht in der halben Arbeitszeit mit dem Auftrag durch bin UND der Kunde auch noch zufrieden ist, wäre ich ja bekloppt, wenn ich das nicht nutzen würde. Stolz hin oder her.

Freie Werkstätten gehen ja auch zu den Marken, wenn notwendig, oder rufen an - zumindest machen das meine Leut' so. Was wäre also dabei. Damals gab es ja auch nicht umsonst V8-Stützpunkte und heute W12-Stützpunkte.

Ein gutes System, welche man nur zu adaptieren bräuchte - mit geringem Aufwand und viel Effekt.

vlG

Bastian