Hallo Christian,
leider komme ich erst heute mal wieder dazu im Forum ein wenig zu stöbern.
Über Bose und die Halbwertzeit der Endstufen habe ich schon einiges hier
im Forum geschrieben. Ich habe in der letzten Zeit auch schon vermehrt Anfragen bezüglich Reparatur oder Austauschteileliste bekommen. EIgentlich habe ich auch noch vor so etwas wie einen Reparaturleitfaden für die Endstufen ins Forum zu stellen, aber bisher hatte ich entweder keine Zeit, oder keine Endstufe mehr auf meinem Bastelplatz. Vorgestern hat sich dann die letzte original bestückte Endstufe überlegt, dass sie ihren Dienst quittieren möchte. Seitdem pfeifft sie nur noch wie wild - da wäre also ein Foto-Modell für den Repfaden.
Die Reparatur der Endstufen ist schnell beschrieben und eigentlich auch ganz einfach, wenn man mit dem Lötkolben (bitte keinen der Marke Schneidbrenner verwenden ;-)) ) etwas umgehen kann.
Zuerst muss man die Platine von der Vergußmasse befreien, sonst bekommt man die Kondensatoren schlecht ausgelötet.
Danach ALLE Elkos auslöten, auch den tropfenförmigen Tantal-Elko. Wenn diese
Arbeit erledigt ist, dann alle Lötaugen vom Lötzinn befreien und anschließend die Platine reinigen (KONTAKT WL bietet sich hier an, reiner Alkohol geht aber auch).
Nun noch die vier MOSFET Transistoren auslöten, dort auch wieder Kontakte auf der Platine vom Lötzinn befreien und reinigen.
Wenn alle diese Arbeiten erledigt ist befindet man sich schon auf der Zielgeraden, denn das Einlöten der Ersatzteile ist wenigen Minuten erledigt.
Als Ersatztyp für die MOSFETs kann man den IRFZ24 nehmen. Diesen bekommt man eigentlich bei jedem Elektronikladen.
Erheblich schwieriger gestaltet sich die Beschaffung der Elkos bis auf den Tantal-Elko.
ACHTUNG!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich kann nur jedem raten an dieser Stelle auf meine Worte zu achten, denn ansonsten kann es ihm passieren, dass die Endstufe nicht wirklich lange hält und ausserdem kann es negative Effekte beim Klangbild der Endstufe geben.
Die in den Bose-Endstufen verwendeten Elkos sind KEINE Standard-Elkos.
Erstens sind sämtliche Elkos für den erweiterten Temperaturbereich bis 105°C ausgelegt und zweitens haben diese Elkos einen organischen Elektrolyten.
Dieses ist daher so wichtig, weil es sich bei den Bose-Endstufen im V8 um digitale Endstufen handelt. Bei diesen ist die Besonderheti, dass die Elkos mir Signalen gespeist werden, die steile Flanken und damit hochfrequente Anteile enthalten. Für solche Signale sind Elkos nicht gut geeignet und wenn man nicht den richtigen Typ Elko (mit organischem Elektrolyt) auswählt, dann fängt der Elektrolyt in den Elkos irgendwann an zu kochen und auszutrocknen -> Exitus der Endstufe.
Die von mir angesprochenen Elkos bekommt man z.B. bei RS-Components. Diese Firma ist im Internet vertreten unter
http://www.rs-components.deDas soll jetzt keine Schleichwerbung sein sondern ein Tip, denn die Beschaffung der speziellen Elkos ist nicht ganz einfach.
An Stelle der zwei 820µF Elkos kann man 1000µF Elkos verwenden. Diese kamen auch bei älteren Endstufen zum Einsatz.
Tja, ganz billig sind die Teile auch nicht gerade. Mit 12€ an Ersatzteilkosten für eine Endstufe muss man schon rechnen. Wenn man die Standard-Elkos verwenden würde, dann kommt man auf knapp 3€ pro Endstufe, aber Finger weg davon!!
Ach so, zwei Sachen noch:
1) Die 1000µF Elkos passen in der Regel aufgrund ihrer Bauhöhe nicht unter das Schirm-und Kühlungsgehäuse der Endstufe. Dieses muss daher mit einem Kegelsenker oder Schälbohrer aufgeweitet werden.
2) Die Ersatz-MOSFETS haben im Gegensatz zu den Originalen kein komplett isoliertes Gehäuse. Daher muss das Gehäuse der MOSKETs zur Platine hin und
gegen das Metallblech isoliert werden.
Gruß aus Kiel
Maadin