Meine Rede.
Es ist aber falsch, zu glauben, Audi hätte nicht ordentlich exportiert. Die USA war ein immens wichtiger Absatzmarkt bis 1985 und ist es heute wieder. Und wenn du dir ansiehst, wo überall Audis auch heute noch laufen, kann man nicht behaupten, Audi wäre nicht stark im Export gewesen. In Südamerika laufen auch jede Menge Audi 100, dito in Südafrika - in China und Japan sowieso. Und Europa ist von der Nordspitze Skandinaviens bis nach Andalusien von Audis übersäht - auch auf den britischen Inseln gibt es sie haufenweise. Dort ist auch die Community der sog. "Pre-A-Audis" sehr groß und aktiv - dort haben sich halt alle auf ein Packl gehaut. Urquattros findet man auf der ganzen Welt, sogar in Neuseeland! V8 ja sowieso.
Schierholz hat das schon irgendwie richtig gesagt, nicht umsonst gefällt mir das Vorwort so gut: Audi hat seine Vergangenheit immer verleumdet, war nie stolz darauf. Wo Mercedes über 100 Jahre lang durchgehend als mehr oder weniger ein Unternehmen und eine Marke eine echte Tradtiion aufbauen konnte, wurde Audi zerrissen, zusammengewürfelt, stiefmütterlich behandelt. Selbst heute ist Audi nur ein Teil von Volkswagen, ob das nun schmeckt oder nicht, und steht - meinem Gefühl nach - schon wieder voll unter der Fuchtel der Konzernleitung. Vorbei sind die wilden 70er und 80er, wo echte Innovation aus Ingolstadt und Neckarsulm kam und der Konzernmutter gezeigt hat, wie Fortschritt auszusehen hat. Alles ist durchgelutscht, auswechselbar, von der Stange. Rebellion war gestern.
Wenn man nicht stolz auf die eigene Vergangenheit ist, wie soll man dann Tradition richtig leben? Und genau so fühlt sich das bei Audi auch an. Eine pro-forma Geschichte, damit man nicht wie der letzte Heuler dasteht, ohne Seele und ohne einem vernünftigen Konzept. Dabei birgt dieses ganze Thema auch wirtschaftlich ein enormes Potential, welches sich auch vermarkten lässt. Aber klar: Wenn ich selbst meine 20 Jahre alten Schöpfungen am liebsten gar nicht mehr sehen würde, weil ich sie einfach nicht mag, wie soll ich sie dann gleichzeitig fördern? Das ist aber fast so, als würde man die eigenen Kinder verleumden. Für mich sagt das in Folge einiges über den Charakter einer Marke aus.
Vielleicht kommt die Traditionsarbeit bei der Konkurrenz auch aus einer Zeit, als es noch völlig normal war, ein 20 Jahre altes Fahrzeug im Alltag zu bewegen - wo es oft finanziell gar nicht anders möglich war. Aus den 50ern, den 60ern, den 70ern vielleicht - wo es eben einfach ein Qualitätsmerkmal einer Marke war, dass selbiges so lange benutzbar ist. In unserer heutigen schnelllebigen Zeit ist es ja fast schon ein Handicap, wenn etwas anderes als die neue, durchgestylte Schnauze auf den Straßen zu sehen ist. Iiih, das haut ja das Image zusammen. Da könnte ja einer bemerken, dass man selbst vielleicht einmal bieder war. Das geht ja überhaupt nicht - wo kommen wir denn da hin! Wir sind ja sportlich, dynamisch, fast schon (?) versnobbed!
Audi verhält sich wie ein Emporkömmling, der es aus der Arbeiterklasse in die Haute-Voleé geschafft hat und dem eigenen Gönner den Rücken zukehrt. Eben charakterlich miserabel. Ohne echte Identität. Und irgendwann rächt sich das.