Servus Mario,
damit sprichst du ein ganz grundsätzliches Problem der Gesellschaft an, dessen Ausführung in einem philosophischen Diskurs enden würde ;-) ... ich habe, und dies immer öfter, das Gefühl, dass immer mehr Leute mit ihrem Alltag überfordert sind, das einerseits, und andererseits auch immer weniger Verantwortung für ihr Tun und Handeln übernehmen.
Ich denke mir manchmal, dass schon das Autofahren selbst den einen oder anderen an die Grenzen des persönlich Machbaren heranführt. Ablenkungen wie Stress, wodurch auch immer bedingt und self-made oder nicht, aber vor allem auch Handy und Co. überfordern dann die meisten Leute. Nicht nur Autofahrer, auch Fußgänger werden zu Zombies mit so einem Smartphone in der Hand - nicht umsonst ist der Ausdruck "Walker" in der einen oder anderen Fernsehserie analog für "Zombie" ;-)
Radfahrer hingegen verblüffen mich noch einmal zusätzlich, indem sie meist ohne derartige Ablenkung dennoch hirnlos agieren und selbst mit dem Unterschied zwischen Radweg und Zebrastreifen maßlos überfordert zu sein scheinen.
Ich darf so fetzgescheit sein, weil ich - je nach Tag(eszeit) - eine dieser drei Gattungen abdecke. Insofern kenne ich dieses tägliche Malheur wirklich aus jeder Perspektive. Die Leute träumen durch die Gegend, dass es einen verwundert, wie sie eigentlich (sicher?) an ihr Ziel kommen. Der andere wird's schon richten, was interessiert's mich, ob Grün oder Rot ist, die Leut' schon alle ausgestiegen sind, bevor ich einsteige, am Zebrastreifen kleine Kinder laufen, wenn ich durchbolze oder von der Seite ein Radfahrer kommt, wenn ich abbiege. Sollen doch die anderen!
Man kann's nicht ändern. Entweder man lernt damit umzugehen oder man dreht durch.
Ad Überforderung muss ich selbst noch ein Erlebnis zum Besten geben, welches mir erst kürzlich widerfuhr und wofür ich anschließend wirklich sauer auf mich selbst war: Zumal gerade im Umzug inbegriffen, irrte ich auf der Suche nach einer bestimmten Hausnummer in der Hauptstadt (der richtigen Hauptstadt, die vom Kaiserreich, nicht Berlin!) herum und stand irgendwann vor einer roten Ampel aus einer Nebenstraße. Mit geschultem Großstadtblick kurzerhand erkannt, dass mir bei der Missachtung dieses Verkehrszeichens keine Gefahr droht, überquerte ich behende die Kreuzung. Um fünf Sekunden später festzustellen, dass auf der anderen Straßenseite zwei Kleinkinder mit ihrer Mutter standen und dann natürlich die Frage kam: "Du Mami, warum darf der Mann bei Rot drüber gehen und wir nicht?". Die - absolut berechtigten - verärgerten Worte der Mutter hallten noch lange in meinem Gedächtnis nach. Gedankenlos, dämlich - ja, genauso wie andere auch. Und wieso? Gestresst, leicht überfordert, in Hast und Eile.
Die Moral an der Geschicht'? Jeder kommt in Situationen, in denen er falsch handelt, auch wenn der Vorsatz noch so gut ist. Die Ursachen sind vielfältig und gefeit ist niemand davor. Unterschiede gibt es nur in der Frequenz solcher Fauxpaxes und manche scheinen da wirklich ein Dauerabo gelöst zu haben

Augen zu und durch.
lG
Bastian