Morgen Jens,
also was deine Aussage anbelangt, dass es besser ist, jemand, der sich kümmert (das ist ja der Punkt!), nimmt sich eines Fahrzeuges an und hält ihn in Schuss als er verkommt oder wird gar geschlachtet - in dieser Hinsicht muss ich dir natürlich vollkommen recht geben!
Was die Youngtimer-Sache angeht, so bin ich nicht ganz deiner Meinung. Ich glaube, unser Problem ist es ganz allgemein, und da getraue ich mich sehr wohl, im kollektiv zu sprechen, dass wir - und das erkennst du völlig richtig - kein gemeinsames Ziel verfolgen. Dabei wäre genau das so wichtig.
Wie sonst wollen wir gegenüber Audi und der Ersatzteilpolitik unsere Interessen langfristig wahren, wenn nicht als geschlossene Interessensvertretung a la Langzeitauto? Sicherlich sollen die Fahrzeuge gefahren werden, dafür sind sie gebaut worden. Aber ein Gefühl für die Besonderheit des Fahrzeuges solllte man meiner Meinung nach schon bekommen und es nicht als "billige" Alltagsschleuder verstehen. Meiner Meinung nach. Ich weiß schon, dass es hier eine ganze Menge Leute gibt, die die Fahrzeuge ganz normal durch den Alltag treten - aber auch wenn diese immer betreuern, dass sie den Karren auf den Müll werfen, wenn er's mal nicht mehr machen sollte, versenken sie doch eine schöne Stange Geld, um genau diesen Zeitpunkt immer weiter hinauszuzögern. Ergo, sie kümmern sich um das Fahrzeug.
Schade ist es dann nur, wenn jemand mit dem günstigen Quattro-Automatik-Ebay-Schnäppchen oder noch schlimmer mit dem V8, den er gerade dem Opa aus seiner Straße abgeschwatzt hat, hier mit der ersten Frage nach der maximalen Reifenbreite und der satten Auspuffanlage seinen Einstand macht. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber das endet oft bitter - für's Fahrzeug versteht sich. Und dass so mancher 220V durch die Hände irgendeines Tunerwürstchens auch den schnellen Tod gefunden hat, noch bevor er den ersten Ölwechsel erlebt hat, steht wohl außer Frage.
Dass es hier nicht um Carsten geht, ist hoffentlich auch klar. Ich kenne Carsten sehr gut und weiß, dass er seine Fahrzeuge schätzt und sie nicht niederreitet und auch dass die Dinger gewartet sind. In bessere Hände hätte der 220V kaum kommen können.
Dass ein 200er 20V in Originalzustand aber inzwischen bald so selten ist wie eine V8 Langversion, darf man auch nicht vergessen. Und hier würde es doch wohl jedem den Magen umdrehen, wenn man aus selbiger eine, um Davor zu zitieren, "gummibereifte Kasperbude" machen würde. Und so geht's ja doch auch heute noch genügend dieser Raritäten. Und vielfach, und das schockt mich echt, werden die noch verheizt, und zwar richtig. Warum, muss man sich fragen, wo es doch soviele Alternativen gibt.
Noch ein Wort zur Seltenheit usw. Dir ist sicher bewusst, dass der Audi V8 lediglich doppelt so oft gebaut wurde wie der Ur-Quattro, oder? Das spiegeln auch die Zulassungszahlen in Österreich wider, es gibt um die 50 Uris und gut doppelt soviele V8. Obwohl erstere erst spät verzinkt waren und sicher auch so einiges über sich ergehen lassen mussten. Nun muss man sich fragen, weshalb ein sogar öfter gebauter Uri 20V bald den fünffachen Preis einer Langversion und fast die zehnfache Summe eines mindestens so seltenen V8 Sechsgang-Handschalters erzielt. Das liegt nicht zuletzt an der Art und Weise, wie die Urquattro-Fahrer, zumindest in Österreich, sich aufstellen. Sicher, aus dem Uri wird ein ganz anderer Kult gemacht, aber es spricht absolut nichts dagegen, das mit dem V8 nicht genauso zu halten. Ich begegne inzwischen bald öfter, ohne Übertreibung, einem Uri als einem V8. Dass die dennoch keinen Wert haben im Vergleich, liegt ausschließlich an der Community. In Sachen Ersatzteilversorgung liegen wir längst gleich auf

In diesem Sinne hoffe ich, dass wir die Kurve - gemeinsam - kriegen und der V8 sowie auch der 200er auch in 20 Jahren, dank Kultstatus und entsprechender Ersatzteilversorgung, noch Freude machen.
lG
Bastian