Als ich 1989 die Meisterschule besucht habe, wurde uns von einem Ingenieur die „Ufo“ Bremse des Audi V8 genauer vorgestellt und dabei als das Nonplusultra der Bremsentechnik verkauft.
So weit ich weiß, wurde diese Bremsanlage nach dem V8 nirgendwo mehr verwendet. So viel dazu.

Der Hauptvorteil ist sicher, dass bei recht großer Reibfläche eine vergleichsweise günstige Bauform kleinere Felgendurchmesser erlaubt hat. Das ist Komfort-fördernd.
Zum zweiten reduzieren sich die ungefederten Massen.

Die Bremsleistung ist sicher ausreichend, wenn alles einwandfrei funktioniert und das Fahrzeug nicht an seinen Grenzen betrieben wird.

Diese Bremse, vor allem der Bremssattel hat aber einer Mehrkolbenbremse gegenüber einige Nachteile, die sich besonders bei schweren Fahrzeugen bemerkbar machen können. Die Mehrkolbenbremse bietet insgesamt eine größere Kolbenfläche und damit erhöht sich die Bremskraft bei gleichbleibender Fußkraft - man muss also für die gleiche Bremsleistung weniger aufs Pedal treten.

Zudem werden die Bremsklötze auf der einlaufenden Seite der Bremsscheibe an die Scheibe herangezogen. Dadurch ergibt sich, dass die Bremsbeläge nicht gerade auf der Scheibe aufliegen, wodurch sich die Bremsleistung vermindert. Dieser Effekt wird mit einer Mehrkolbenbremse reduziert oder, wenn die Kolben eines Sattels unterschiedliche Durchmesser haben (auf der einlaufenden Seite kleiner), total egalisiert. Dann liegen die Bremsbeläge beim Bremsen vollständig an der Scheibe an und bieten die bestmögliche Bremsleistung.

Ein weiteres Problem sehe ich (nach der Reparatur vieler dieser Sättel) in der Art der Führung. Der Schwimmsattel wird von nur einer echten Führung getragen. Die zweite Führung ist eher eine Stütze, ich nenne sie Krücke.
So lange die Bremse neu ist, ist das kein Problem. Wenn sie aber in die Jahre kommt und die Fettfüllung der Führung verhärtet oder sonst wie verloren gegangen ist, neigt der Sattel an dieser Stelle zum Klemmen - und das kann sehr schnell dazu führen, dass man erheblich mehr Fußkraft braucht, das Auto zu abzubremsen. Zudem kann dabei eine deutliche Ungleichheit in der Wirkung auftreten. Dieses Problem ist durch die Bauart sozusagen vorprogrammiert, was ich als echtes Manko ansehe.

Als der V8 auf den Markt kam, war er eine echtes Oberklassefahrzeug. Da spielte es sicher keine Rolle, was Ersatzteile kosten. Heute sieht das etwas anders aus. Viele V8 werden preiswert gekauft und sind mehr oder weniger heruntergeritten. Bei der Wartung wird gespart, wo es nur geht. Bremsscheiben und –Beläge müssen möglichst billig gekauft werden. Bremsflüssigkeitswechsel scheinen überflüssig und auch der Bremsdruckspeicher samt Bremskraftverstärker werden praktisch nie geprüft. Und selbst wenn bekannt ist, dass der Bremsdruckspeicher leer ist, wird er aus Kostengründen desöfteren nicht erneuert.
So liegt die Ursache für Probleme mit der Bremse meist tatsächlich in der Wartung, bzw. in einem Mangel derselben. Aus meiner Erfahrung leiden Sättel meistens an festsitzenden oder ausgeschlagenen Führungen sowie an klemmenden Bremskolben (defekte Manschetten lassen Schmutz eindringen und die Kolben rosten).
Klemmende Kolben können die Scheiben überhitzen, die sich dann schnell verziehen. So kommt eins zum anderen, was die einwandfrei Funktion einschränken kann. Und wenn man die Leistung seiner Bremse bemängelt, sollte man sie sich erstmal genau ansehen.


Beste Grüße
Tim