Hi,

ich hab's eh erst kürzlich mit Bernd am Telefon durchgekaut: Die Zeiten des V8 im Alltag sind, einerseits durch den Zahn der Zeit, andererseits durch Audi's horrende Ersatzteilpolitik, langsam aber sicher gezählt. Von ein paar Auserwählten abgesehen, die Know-How , Platz und Equipment ihr Eigen nennen, werden es sich nur noch wenige insbesondere leisten WOLLEN, den Wagen täglich Winter wie Sommer zu bewegen.

Wirtschaftlichkeit ist ein Grund, Wiederbringbarkeit ein anderer. Wenn heute ein Steinschlag das faktische K.O. des Wagens bedeutet, kann man nicht mehr entspannt fahren. Ich zumindest nicht. Ich hab's erst bei meinem 200er bitter zu spüren bekommen, den ich - ja, steinigt mich - Winter wie Sommer durch den Alltag schubse, als diesem vor ein paar Monaten ein Seitenreflektor wegflog. TÜV-mäßig bedeutet das: Feierabend. Immerhin konnte mich Audi damit trösten, dass es "immerhin bis vor kurzem noch was gab - der Wagen ist ja schließlich alt". O-Ton VW Classic Parts.

Da ringe ich mich lieber dazu durch, den Wagen noch einmal komplett zu lackieren und dann, wie schon meine Classic Line, nur noch im Sommer und nur noch bei Schönwetter durch die Gegend zu bewegen. Das ist einerseits schade, denn dazu sind diese Fahrzeuge irgendwie schon wieder fast zu schade, und so recht kann man den Geist der alten Zeit so auch nicht mehr jeden Tag atmen, aber andererseits die einzige Möglichkeit, diese Hochzeit des deutschen Automobilbaus für die Zukunft zu konservieren.

Okay okay, dass ich gerade mit einem 220VTQ Avant für den Alltag liebäugle, steht auf einem anderen Blatt, aber der wird mir ja auch nur wieder zu schade sein

Um jedenfalls auf deine Bemerkung zurückzukommen, dass Optik mehr zählt als Technik - ja sicherlich! Der Grund ist meiner Meinung nach der, dass Technik zwar kostspielig ist, Optik aber defacto unwiderbringlich. Wenn die Karre rostig ist, muss sie lackiert werden, und damit ist der Originallack Geschichte. Liebhaber wollen aber in aller Regel ein ORIGINALES Auto, dazu zählen ggf. Sigla-Chrom-Schreiben, schöne originale Felgen und insbesondere eine intakte Karosserie. Gerade jetzt, wo es die Hälfte der Sachen nicht mehr gibt, führt eine Neulackierung in den meisten Fällen zu einem optischen Semi-Totalschaden. Wenn man's nämlch richtig machen möchte, müssen alle Leisten runter, die Scheiben raus, usw. usf. Da bricht auch mal was und dann steht man da wie der Ochs vorm Tor - dank Audi's Teilepolitik.

Der V8 wird in diesen Jahren zum Youngtimer, er bringt alles mit, was dazu vonnöten ist. Die Stückzahl stimmt, die Rennerfolge stimmen, die historische Bedeutung stimmt, die Verbreitung stimmt, die Community stimmt. Was nicht stimmt, ist der Hersteller und seine Kooperationsbereitschaft, aber das tut auch dem Urquattro keinen Abbruch. Bleiben also nur zwei Fragen zu klären: Schafft er den Sprung in die URQ-Liga und möchte man dabei sein oder nicht?

Oder sich, wie sehr, sehr viele Urquattro-Besitzer dann mit Anlauf den Arsch beißen, wenn der Wagen erst einmal weg ist er die Wertsteigerung hinlegt, die in meinen Augen gesichert ist?

In diesem Sinne viel Erfolg beim Verkauf

Bastian