Tag Gemeinde;

ich verirre mich ja nur höchst selten zu VAG, aber fast jedesmal tun sich da Abgründe auf, so auch die letzten zwei Tage wieder... aber der Reihe nach:

Dann und wann habe ich die mehr oder weniger ehrenvolle Pflicht, mich des A3 meiner Schwester anzunehmen. Besagtes Auto rollte 1998 vom Band und verbrachte die letzten Jahre unter harten Bedingungen im Frankfurter Verkehrschaos und trotzte mit brachialen 1,6 Liter Hubraum allen Hindernissen.
Vor einigen Tagen wurde mir das Fahrzeug wiedermal anvertraut verbunden mit der Bitte, ein häufiges Absterben im Leerlauf zu lokalisieren und zu beheben sowie auch sonst "mal nach zu gucken". Frohen Mutes mache ich mich ans Werk, um nach einigen Kontrollen und Fahrten zur Arbeit einige Mängel zu entdecken, als da wären: ein komplett toter Thermostat welcher den großen Kühlkreislauf dauerhaft offenhält, ein furztrockener Ölpeilstab, ein niedriger Reifendruck sowie ein beim Rangieren und damit verbundenen häufigen Gasstößen / Abfallen ab und zu absterbender Motor . Öl und Luft sind schnell korrigiert, der weitere Plan sieht vor, den Grund für das Absterben herauszufinden und das nötige Ersatzteil samt des neuen Thermostaten käuflich zu erwerben und die Tage einzubauen. Ein wenig Recherche bringt "Falschluft" als Ursache Nr. 1 für schwankenden Leerlauf bei diesem Motor hervor. Einige gezielte Schüsse mit Bremsenreiniger auf das verdächtige Geschläuch rund um die Drosselklappe bringen in der Tat eine spürbare Verbesserung des Leerlaufverhaltens mit sich, in Kombination mit dem Alter des Gummischlauches scheint es wohl nicht verkehrt, diesen als erstes durch einen Neuen zu ersetzen. Es folgt der Gang zu VAG, es ist Samstag mittag, 13:20 Uhr und ich stehe vor dem verlassenen Teiletresen. Mehr oder weniger zufällig kommt die zur Samstagsschicht verdonnerte Praktikantin aus dem Backoffice und teilt mir mit, daß Samstags der Teileverkauf nur bis 13 Uhr geöffnet sei. Nun gut, dumm gelaufen. Ein dynamischer Mitdreißiger hinter mir nutzt die Gunst der Stunde und teilt der Dame mit den Worten "Ich würde gerne den neuen Touareg anschauen, ich habe vor den zu kaufen" seine Absicht mit, einen mittleren fünfstelligen Betrag investieren zu wollen. Unverschämtheit, wie kann der nur.... Ihre Antwort "Tut mir leid, unser Vorführ-Touareg wurde gestern verkauft und das war unser einziger" verschlägt mir die Sprache, dem Interessenten dagegen nicht und er verläßt mit einem scharfen Kommentar den prunkvollen Showroom.
Gottergeben pilgere ich Montags drauf wieder zu VAG und versuche, mit dem Bediensteten (seines Zeichens Teiledienst-Mann) den gewünschten Schlauch im ETKA zu identifizieren. Besagtes Teil ist ca. einen Meter lang und führt von der Drosselklappe zum Aktivkohlebehälter, ist jedoch auf den Explosionszeichnungen nicht ersichtlich. Nach einigem Suchen hat der gute Mann vermeintlich Erfolg und teilt mir mit, den Thermostat habe er da, den Schlauch gebe es nur als 5-Meter-Gebinde, das habe man nicht da und müsse es bestellen. Den Just-in-Time-Wahnsinn insgeheim verfluchend kündige ich an, tags drauf das zu bestellende Teil abholen zu wollen, stecke die bisherige Beute in Form des Thermostaten (oh Wunder, der war vorrätig) ein und verlasse die heiligen Hallen der Ingolstädter.
Am folgenden Abend statte ich den dritten Besuch ab, meinen Materialschein schwenkend bitte ich den dienstbeflissenen Mann, mir den Schlauch zu holen, welcher auch prompt im Teilelager verschwindet..... um Sekunden später betrübt zurückzukehren und ein ca. 3 cm langes Gummistück in seiner Hand zu betrachten, garniert mit der Erkenntnis "hm, der ist wohl falsch"! Ich überlege, ob ich ihm zu dieser hochwissenschaftlichen Schlußfolgerung gratulieren soll, immerhin wurde das Bauteil live am Fahrzeug identifiziert und ist zweifelsfrei mehr als 10x so lang. Vom Ehrgeiz gepackt durchsucht er nun erneut den elektronischen Teilekatalog, diesmal mit Erfolg und unglaublichem Ergebnis: besagten Schlauch gibt es nur in Kombination mit zwei benachbarten Schläuchen, dieser Schlauchverbund soll für den Preis von rund 80,- EUR zu erwerben sein. Meinem Einwand, daß es hier lediglich um einen simplen Gummischlauch gehe, den es im Baumarkt wohl als Meterware genauso gäbe, wird hinter vorgehaltener Hand rechtgegeben und ich verlasse diesen grausigen Ort.

Wohlgemerkt, der Teiledienst-Mann war wirklich bemüht, die Darstellung im ETKA war tatsächlich sehr verwirrend, aber das Geschäftsgebahren des Konzerns kotzt mich doch echt an. Ich trags ja mit Fassung, daß die Teilebeschaffung für nen V8 mittlerweile der Suche nach dem heiligen Gral gleicht und da auch für jedes Originalteil dessen Gewicht in Gold verlangt wird, aber bei nem Brot-und-Butter-Auto wie einem 98er A3 ?

Mal ernsthaft in die Runde gefragt: Ist das bei den übrigen deutschen "Premium"-Herstellern genauso eine Farce?


--- Ich mag meine Autos wie meine Frauen: lieber saugend als zwangsbeatmet