Das war Anfang der 90er, ich hatte damals eine kleine Autowerkstatt. Natürlich hatte man seine Hoflieferanten für alle Standardartikel, u.a. Kraftstoffzusätze damals waren noch nicht alle Motoren bleifrei fest.

Es ergab sich, dass einige Vertreter (die kamen immer im Rudel, fürchterlich) eines Chemieherstellers (eine unter Fachleuten bekannte Marke) in meinen Laden kam und mir allerlei Dinge anbieten wollte. U.a. war da so ein Brennraum und Ventilreiniger dabei, der Den Motor im Nu wieder wie neu machen sollte. Dazu noch Kunststoffreiniger, Scheibendichtmittel usw. Ein Problem bei diesem Laden, waren die Gebindegrößen. Man musste immer Mengen abnehmen, die man als kleine Werkstatt in Jahren nicht verbraucht.
Das sagte ich denen auch. Ich habe gesagt,dass in solchen Mengen keine Katze im Sack kaufen würde und ich doch bitte einen Qualitätsbeweis ihrer Produkte haben wollte. Es ging um ziemlich viel Geld dabei.
Nichts leichter als das, kam es wie im Chor und man fragte nach einem geeigneten Fahrzeug.
Da es mir zu riskant erschien, ein Kundenfahrzeug bereitzustellen, habe ich denen mein Auto angeboten. Das war damals ein Mercedes 280 SE.
Gesagt getan: Drei Mann, drei Ecken, die haben mein Auto geputzt (besonders das linke Rücklicht über dem Auspuff war schwer von Abgasen angegriffen) geschmiert, poliert und was weiß ich noch. Ich habe mir das alles angesehen, die Wirkung war teilweise wirklich nicht schlecht.
Dann sollte zur Krönung die Motorspülung kommen und zum Beweis, dass das Zeug auch wirkt, sollte vorher und nachher die Kompression geprüft werden.
Also, der Motor lief warm und dann haben wir die Kompression gemessen. Die Werte weiß ich nicht mehr genau, nur dass es ganz okay war, nicht mehr neu (300TKM) aber recht gleichmäßig. Dann wurde ein "HITECH" (wie sie das T-Stück nannten) Adapter an den Unterdruckanschluss am Saugrohr angebracht und ein "HITECH"-Dosierer (ein Schlauch mit einem Regelventil) angeschlossen, über den dann kontrolliert deren Reinigungsmittel in den Motor gesaugt wurde oder besser kontrolliert gesaugt werden sollte.

Dann ging alles ganz schnell: Einer der Drei setzte sich ins Auto ans Gaspedal, einer hielt die Dose und der Dritte regelte am Ventil:
"Gib mal Gas, so 3000 Umdrehungen", kam die Anweisung des Regulierers, der offenbar auch den Hut auf hatte. Der Mann am Haspel tat wie ihm geheißen. Der Motor verschluckte sich kurz, stieß einen ordentliche Wolke, die von den drei HITECH Spezialisten noch respektvoll und zufrieden abgenickt wurde..
Dann drehte der Motor immer schneller, und es war schnell vorbei mit der Gelassenheit. Die Drehzahl stieg weiter während der Steuermann schon längst ausgestiegen war. Der Regulierer regelte und der Dosenhalter guckte recht blöd. Ich bin dann hin und habe das Hauptzündkabel aus der Zündspule ziehen wollen - leider etwas zu spät, denn kurz bevor ich zupacken konnte, gab es eine neue Wolke in einer neuen Farbe und der Motor lief nur noch auf 5 Zylindern.
Der Motor wurde dann später auseinandergenommen und es war ein schönes Loch im Kolben.
Der Schaden wurde mir übrigens ersetzt. Die Leute sind aber nie wieder gekommen.
Ich habe aber heute noch Scheibendichtmasse von denen im Lager liegen - in größerer Menge.


Beste Grüße
Tim