Hi Martin,
dann möchte ich das wg. dem V8-Fahren zurücknehmen - ich hatte nicht verstanden, dass du auch so eine Problemmaschine hast.
Mit 16 fand ich's nicht so übertrieben prickelnd, aber es war wohl die Hochzeit der chattenden Zeitverschwendung - und da waren diese ganzen komischen Abkürzungen furchtbar hip. Eben so hip, dass man sie aus einem Teenie-Chatkanal in die Realwelt mitgenommen hat und sich damit nur lächerlich gemacht hat. So lag der Vergleich nahe
Aber wieder zurück zum Sachlichen: Die Maschine hat tatsächlich eine Unsumme an Entwicklungsarbeit verschlungen. Man darf ja nicht glauben, dass Audi sich 1987 erstmals hingesetzt hat und husch pfusch zwei GTIs zusammengeschweißt hat
Der Aufstieg in die luxuriöse Oberklasse war von (sehr, sehr) langer Hand geplant und geht weit über die Pläne eines Piechs hinaus.
Der war schlussendlich auch nur eine Schachfigur in der ganzen Strategie. Er wird sich zwar vermutlich auch hier zum Wegbereiter hochloben, wie der Quattro natürlich schon seine Idee war, als er noch gar nicht bei Audi gearbeitet hat (so wie er den 5-Zylinder ja auch erfunden haben will), tatsächlich aber wurden die Strippen anders gezogen.
Ich bin, vielleicht mehr als viele andere hier, äußerst interessiert daran, das "Myterium" Ölverbrennerei beim ABH endgültig zu durchleuchten - schlussendlich ist und bleibt aber alles rein spekulativ. Das einzige Mal in all den Jahren, dass wirklich professionell vorgegangen war, war die Analyse der Zylinderwände. Das hat zumindest diese NiKaSil-Sache endgültig vom Tisch gefegt (absurd, wenn man jetzt darüber nachdenkt).
Der Grund für den Mehrverbrauch des ABH (vor allem der früheren) gegenüber dem PT ist meiner Meinung nach in der Fertigungs-/Materialqualität zu suchen. Audi hatte mit dem PT mehr Akzeptanzprobleme als erwartet, v.a. deshalb, weil die Maschine gegenüber der Konkurrenz zu lahm war. Dass er bei ausreichend Touren eigentlich eh sehr gut geht, interessiert in einer Luxus-Llimousine nicht - hier war Drehmoment gefragt. Eigentlich hatte man ja gehofft, dem Problem mit einer Bi-Turbo-Aufladung beizukommen - das hat es am PT aber nie zur Serienreife geschafft. Die Prototypen verreckten reihenweise. Überdies war auch eine Turbo-Aufladung nicht so ganz das richtige für die Oberklasse.
Ergo hat man relativ flott den ABH aus der Taufe gehoben, und dabei meiner Meinung nach viel, viel weniger getestet als beim PT. Man konnte es sich ganz einfach nicht mehr leisten. Die Verkaufszahlen waren enttäuschend, der V8 sowieso schon ein Defizit-Projekt - man benötigte aber das richtige Triebwerk, um die Nachfolger wie S4 und vor allem den A8, der ja auch schon lange in der Schublade lag, ordentlich zu motorisieren. Getestet wurde so am Kunden - strategisch gesehen eventuell die einzige vernünftige Idee. So wurde es ein Schnellschuss, und das Ergebnis kennen wir alle.
Es wird relativ laut gemunkelt, dass die Kolbenringe - wie du gerade sagtest - qualitativ suboptimal wären. Oder eben die Abstände Kolben<->Zylinderwand zu hoch. Das Problem soll hierbei sein, dass die Ölabstreifringe verkoken und ihren Dienst nicht mehr tun, wie sie sollten. Denkbar, dass das ursprüngliche Öl (irgendwoher muss es ja zuerst kommen) über die VSDs nach unten gedrückt wurde, als Folgeerscheinung zu hoher Drücke bzw. mangelnder KGE.
Andere wiederum geben mangelnder Wärmeabfuhr bzw. zu hohen Temperaturen durch die schmaleren Stege zwischen den Zylindern die schuld und sprechen sogar von verformten Zylinderwänden. Das wiederum kommt mir komisch vor, da das Problem dann auch bei späteren Modellen vorhanden sein müsste (gleich Bohrung). Ich kann freilich nicht sagen, inwiefern sich die Wasser/-Ölkanäle verändert haben (ob ein AEC-Kopf auf einen ABH passt, bspw.).
Da meine Beobachtung ist ganz einfach die, dass spätere Baujahre weniger Probleme haben, obwohl die Köpfe ident geblieben sein müssten, bleiben als einzig schuldige nur die Kolbenringe übrig. Verwunderlich ist, dass offenbar gerade diese späteren Baujahre wiederum Probleme mit der Kopfdichtung haben - die ist meist bei 200tkm schon undicht (v.r. bzw. h.l.). Oder gilt das auch für die frühen Baujahre?
Auch interessant ist, dass es ganz frühe ABHs gibt, die auch bei viel Laufleistung keine Probleme mit dem Ölverbrauch haben, viele hingegen stark verbrauchen (>2l). Es bleibt hier natürlich nach wie vor eine empirische Analyse aus (die ich eigentlich schuldig bin, wenn man ehrlich ist) - vorher ist es alles nur "hörensagen" und Vermutung.
Noch eine interessante Sache: Die Amerikaner behaupten felsenfest, dass ein Tausch der Kolbenringe richtig was gebracht haben soll. Diesseits des Teiches habe ich bisher nur Gegenteiliges gehört. Hier rät man davon ab, neue Kolbenringe zu bauen, da diese die Zylinderwände schädigen würden.
Wie auch immer, du siehst schon - viel blabla und nix Konkretes. Und ein wildes Reinfeuern in irgendeinen Thread macht es nicht besser. Es wäre hochinteressant, zweierlei Dinge rauszufinden, nämlich erstens die wirkliche Ursache und zweitens, ob es überhaupt reparabel ist. Da du ja so einen Ölsäufer zu haben scheinst, kannst du dich ja mal dran versuchen. Weniger als nix wird's auch nicht bringen ;)
lG
Bastian