Das ganze hat nicht nur eine elektrische Seite, man kann das auch mit der Strömungsmechanik beleuchten. (Leider ist es was länglich geworden, aber ich hoffe, es interessiert Euch):
Das Gemisch ist im Brennraum keinesfalls in Ruhe, sondern es muß ein Wirbel im Brennraum vorliegen, dessen Rotationsachse senkrecht zur Zylinderachse liegt (wird als Tumbleströmung bezeichnet). Nur so ist es möglich, daß Gemisch durch die Funkenstrecke gedrückt wird. Nur der vom Funken erfaßte Teil des Gemisches entzündet sich. Es entsteht ein kleiner Flammkern, der das umliegende Gemisch aufheizt, wodurch es dort zur Reaktion kommt. Eine Flammenfront läuft also durch den Brennraum und setzt das Gemisch um.
An allen Wandungen des Brennraumes ist die Strömungsgeschwindigkeit null. Dieser Umstand wird als Haftbedingung bezeichnet. Das bedeutet, das trotz des Tumblewirbels im Brennraum an der Wand eben keine Strömung vorliegt. Erst wenn man sich von der Wand entfernt, ist etwas von Strömung zu spüren. Als Wand ist auch die Oberfläche der Zündkerze zu betrachten. Gleitet jetzt der Funke nur über den Keramikkörper, wird nur sehr wenig Gemisch entzündet, weil dort die Strömungsgeschwindigkeit so niedrig ist. Der durch das Gemisch schlagende Funke der einpoligen Kerze reicht weiter von der Wand weg und mehr Gemisch wird entzündet. Dadurch wird der Flammkern größer.
Zunächst wächst der Flammkern nur sehr langsam, es ist kaum ein Umsatz von Gemisch festzustellen. Dieser 'Brennabschnitt' wird als Zündverzug bezeichnet, weil man noch gar nicht merkt, daß es losgegangen ist. Wenn der Flammkern nun ein bischen größer ist, breitet er sich schneller aus und die Verbrennung erfolgt etwas zügiger, bei kleinem Flammkern braucht die Verbrennung ein wenig länger. Da die Strömungen im Brennraum nicht immer gleich reproduzierbar sind, sind die Flammkerne immer unterschiedlich und daher die Druckverläufe in den Arbeitsspielen nie ganz gleich. Das wird als Arbeitsspielvariation bezeichnet und ist für den Ottomotor charakteristisch. Kleinere Flammkerne wirken wie ein Spätstellen der Zündung, da die Zündverzugszeit länger ist. Diese gößere Zündverzugszeit baut man sich bei den Gleitfunkenkerzen gleich mit ein. Die Klopfregelung sollte den eigentlichen Zündzeitpunkt dann aber ein bißchen nach vorn ziehen, um ausgleichend zu wirken. Ob das aber immer so klappt und bei allen Motoren gleich gut, das weiß man nicht. Sicher ist bekannt, daß spätes Zünden auf Leistung und Wirkungsgrad nachteilige Auswirkungen hat.
Martin