Hi Carsten,
nur eine Kleinigkeit: Zu denken, die Leute, die Audi V8 fahren, fahren die deshalb, weil sie sich keinen neueren oder gar neuen Audi leisten können, ist definitiv falsch. Der V8 hat sich längst von der günstigen Nischenalternative zum angehenden Youngtimer gemaustert - nichts ist da mehr vernünftig.
Leute, die heute Youngtimer oder gar Oldtimer erhalten, sind in aller Regel zumindest nicht arm. Selbst wenn sie nicht betucht sind, so haben sie doch soviel Geld auf der hohen Kante, dass sie sich so ein exorbitantes Hobby leisten können. Ist man nicht gerade selbst Schrauber oder hoffnungslos irre, fährt man mit dem V8 nicht jeden Tag einkaufen. Dafür hat man ein wirtschaftlicheres, zumeist neueres Fahrzeug. Und sehr viele von uns haben da auch einen weiteren Audi in der Garage. Und viele von uns könnten sich mit dem, was sie schon in ihr Hobby V8 versenkt haben, locker einen zwei/drei Jahre alten Audi oder gar einen alternativen Neuwagen kaufen. Das ist Fakt.
Schau dir doch die Leute an, die heute einen 30 Jahre alten Mercedes fahren! Oder einen Urquattro. Oder einen noch älteren Audi. Oder einen 6er BMW. Die fahren sowas doch nicht, weil sie sich nichts anderes leisten können - ganz im Gegenteil! Zumeist haben Leute, die sich so einem Hobby widmen, Geld. Und ihr Geld geben sie auch für ihren Alltagswagen aus - der doch optimalerweise aus dem gleichen Haus wäre. Denkst du, einer von den schmatten Säcken, die in ihrem Mercedes Cabrio am Sonntag Nachmittag die Bergstraßen verstopfen, kaufen sich einen neuen Mercedes, wenn dieselbe Firma ihr Hobby nicht zulässt, weil es bei den Ersatzteilen knausert? SICHER nicht. GERADE diese Leute sind in solchen Belangen mehr als sensibel.
Und ich bin es auch (nicht schmatt, aber sensibel). Und ich sorge mit Nachdruck dafür, dass mein Bekanntenkreis die Hände von Audi lässt - zumindest solange, bis dieser engstirnige Profitgierverein umdenken anfängt. Und irgendwann überzuckert vielleicht auch Audi, dass die eigene Tradition mehr als nur ein Branding für überteuerte Schlüsselanhänger ist. Dass es keine bessere PR geben kann, als ein Audi, der bspw. irgendwo als Taxi fährt, 30 Jahre alt ist und eine Million Kilometer runtergespult hat und immer noch läuft. Alte Autos einer Marke auf der Straße zeigen mir, dass hier nicht nur Qualität verkauft wird, sondern auch Werterhalt zählt - und Kundenpflege. So würde ich heute sehr viel eher über einen Mercedes, einen Volvo und dergleichen nachdenken, als über einen neuen Audi.
Gerade jetzt, wo die ganze Welt in Panik versetzt wird wegen Ressourcenverschwendung, Weltuntergang und Wirtschaftskrise, gerade jetzt, wo die Absatzzahlen stagnieren, wird man doch hoffentlich zumindest ein BISSCHEN von dieser grenzenlos dekadenten Wegwerfwirtschaft abkommen und einsehen, dass das Erhalten von Werten doch viel sinnvolller ist als das Ersetzen durch Neues und das Wegwerfen von Altem. Und dazu gehört auch, im Kleinen aber doch, so etwas wie Ersatzteilversorgung.
Wenn Audi auch nur _etwas_ von Marketing versteht, greifen sie die momentane Verunsicherung auf und streichen sich grün an - nicht als der Anbieter, der irgendeine Karre durch die halbe Welt schippert, um am Ende 0,3 Liter weniger Durchschnittsverbrauch als das Vorgängermodell bieten zu können (als wäre das noch ein Kriterium bei der nichtlinear ansteigenden Oszillation der Spritpreise), sondern als der Hersteller, der auch nach zwanzig Jahren noch dafür sorgt, dass die eigenen Gebrauchten noch immer in Schuss und vor allem auch sauber sind. Und damit noch viel mehr Energie spart. Das wird kommen, davon bin ich überzeugt.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich behaupte, jeder von uns könnte einen neueren A8 fahren, würde er wollen. Er will nur nicht

Bastian