Wenn in Ländern, in denen Ethanol üblich ist, die gleichen Motoren eingesetzt werden wie hier und der Hersteller Ethanol als Kraftstoff freigibt, dann werden unsere Motoren das auch vertragen. Bei mir bleibt da ein unwohles Gefühl aber gehen wir jetzt mal davon aus, der Motor nimmt keinen Schaden.
Der noch bestehende Punkt ist der des Luftverhältnisses. Ethanol enthält nur etwa halb so viel Energie je Liter wie Benzin. Außerdem enthält jedes Ethanolmolekül bereits ein Sauerstoffatom. Daher muß von außen weniger Sauerstoff und damit Luft zur Verbrennung zugeführt werden. Wenn Dein Steuergerät es nun nicht besser weiß (weil es wird ihm ja nicht gesagt, was im Tank ist) dann mischt es Luft und Kraftstoff wie bisher für Benzin. Fährst Du 100% Ethanol, dann führt das zu einem Luftverhältnis von etwa 2, also doppelt so viel Luft wie nötig. Dieses Gemisch brennt nicht! Du kommst dann nicht darum herum, einen 'Umbau' zu betreiben. Wenigstens brauchst Du ein Steuergerät, das das neue Luftverhältnis kennt. Mischst Du Benzin und Ethanol, so daß noch genügend Benzin im Kraftstoff ist, dann verringerst Du das Luftverhältnis auf Werte, bei denen es wieder brennt. Die Lamdaregelung sollte jetzt merken, daß zu viel Sauerstoff im Abgas ist. Nun ist es die Frage, was passiert. Glaubt das Steuergerät der Lambdasonde, gibt es Befehl mehr Kraftstoff zur Luft zu geben. Dann wäre alles gut, sofern die Benzinpumpe überhaupt genug Kraftstoff fördern kann und die Einsprizventile solche Mengen spritzen können (Problem in Volllastnähe). Glaubt das Steuergerät der Lambdasonde nicht, weil sie Luftverhälltnisse von 1,3...1,4...1,5 mißt, die das Steuergerät für abwegig hält, dann ignoriert es das Sondensignal und mischt mit dem für Benzin richtigen Luftverhältnis. Dann läuft der Motor immer zu mager und richtig Leistung hast Du dann auch nicht. Tritt der erste Fall ein, und der Motor läuft wie er soll, dann hast Du aber auch einen Mehrverbrauch. Könntest Du 100% Ethanol fahren, wäre der Verbrauch doppelt so groß. Ethanol hat ja auch nur halb so viel Heizwert. Ob es sich dann noch rechnet damit zu fahren ist die Frage.
Ein weiterer Punkt: Kraftstoff muß von der flüssigen in die gasförmige Phase gebracht werden, um ihn zu verbrennen. Beim Verdampfen nimmt er Energie auf. Die bekommt er aus der Luft im Form von Wärme. Das heißt die Luft kühlt sich ab. Bei Benzin um etwa 35 Kelvin. Bei reinem Ethanol kann die Abkühlung 100 Kelvin deutlich überschreiten. So bekommt man den Motor nicht gestartet. Man braucht ein beheiztes Saugrohr.
Ohne Umbau bist Du darauf angewiesen, den Ethanolanteil im Kraftstoff gering zu halten, damit der Motor einwandfrei läuft. Wie gering? Hängt vom Steuergerät und vom Motor ab. Weiß wahrscheinlich auch bei Audi keiner. Baust Du um oder läßt Du umbauen gerätst Du hoffentlich an jemanden der weiß was er macht und der Dir sogar die Garantie gibt, daß das dem Motor nicht schadet. Bei der Berechnung ob das wirtschaftlich ist, mußt du den Mehrverbrauch des Ethanols gegenüber dem Benzin miteinrechnen. Da du immer die doppelte Menge an Ethanol gegenüber dem Benzin brauchst, das Du wegläßt, muß das Ethanol also je Liter schon mal weniger als die Hälfte vom Benzin kosten, damit Du überhaupt einen Gewinn damit machst. Dann noch eine philosophische Frage: In welchem Verhältnis steht der Gewinn gegenüber dem Risiko, daß der Motor den neuen Kraftstoff vielleicht doch nicht so gut verträgt, wie wir zu Beginn einmal angenommen haben?
Vielleicht würde es schon gehen, etwas Ethanol zum Benzin zu mischen. Der Wirkungsgrad wird dabei auch ein wenig steigen, so daß Du vielleicht nicht ganz doppeltsoviel davon brauchst. Aber ich würde es einfach nicht machen.
Danke für die Erklärung mit dem Einfügen des Links.
Martin