Hi Klaus,

naja, die Sache mit der breiten Bevölkerungsschicht, der man das Autofahren abgewöhnen will, ist nicht so aus der Luft gegriffen. Aber es erscheint auch irgendwo logisch:

Systeme kollabieren. Sie tun es immerzu. Schüttest zuviel Bier in dein Glas, rinnt es übel und du hast eine Sauerei (weit mehr Sauerei als wenn du einen Tropfen weniger rein getan hättest, überproportional also). Wenn du zuviele Menschen zusammenpferchst (Großstadt), steigt die Kriminalitätsrate überproportional und ebenso auch die Seuchenwahrscheinlichkeit. Wenn du ein Bussystem über 90% (je nach Zugriffsverfahren) belastest, kollabiert es und wird unbenutzbar.

Und um zum eigentlichen Thema zurückzukommen: Unsere Straßen sind fünf vor Kollaps. Egal, wo du hinschaust (unsere Gesellschaft kommt mir im übrigen auch nicht übertrieben gesund vor, aber das sind andere Threads . Man kann nicht unendlich breite Straßen bauen und unendlich viele Parkplätze schaffen, ebenso sind unsere Rohstoffe nicht unendlich.

Es verhält sich wie mit Flugzeugen: Hätte jeder ein Flugzeug, wäre der Luftraum längst saugefährlich und unbenutzbar. Aber so, wie es jetzt ist, mit vielen öffentlichen Verkehrsmitteln, einer Menge Nutzflugzeuge und schlussendlich auch ein paar Privatjets für die Überreichen, ist das ganze (noch) stabil.

Ich möchte jetzt nicht dafür plädieren, 90% der Menschen das Fahren zu verbieten, ganz sicher nicht. Aber ich denke mir, dass das Autofahren ganz einfach schon ZU günstig geworden ist ODER unsere Gesellschaft zu wohlhabend. Das spiegelt sich ja überall wider. Früher war es halt so, dass man sich das Auto als Ziel gesetzt hat, es war etwas Erstrebenswertes, für viele Passion, für manche auch Beruf. Heute ist es ein Nutzgegenstand, fast schon ein Recht für jedermann. Sicher, die Freiheit, die uns dadurch zuteil geworden ist, mag eine wunderbare Sache sein, aber es ist längst zuviel geworden.

Es ist natürlich ein Teufelskreis, den ich hier nicht näher erörtern möchte, welcher von der Mobilität der Gesellschaft in die Globalisierung geführt hat, welche uns wiederum zur Mobilität zwingt. Nur letztendlich wird auch dieser Kreis ein Ende finden, und ich kann nur hoffen, dass er uns nicht zurück zu 90% Landwirtschaft führt, wie einige prognostizieren. Oder zur Mad-Max-Realität, wie es wiederum andere kommen sehen

In jedem Fall würde es nicht schaden, wenn Autos ganz prinzipiell weniger erschwinglich würden, im Gegenzug dazu aber auch zuverlässiger und effizienter. Es kann nicht gut sein, dass ein Auto ein Wegwerfgegenstand ist und zur dringenden Notwendigkeit für jedermann geworden ist, sei es, um das Überleben zu sichern oder auch nur, um Prestige zur Geltung zu bringen.

lG

Bastian