Hi Leute,
so, endlich habe ich es nach mehrtägigem Vor-mir-herschieben geschafft, mich zu einem allumfassenden Bericht aufzuraffen. Aber worüber soll/kann/darf/will ich eigentlich berichten? Einiges haben Thomas und Herbert ja schon durchsickern lassen, eventuell wurden auch schon einige Überraschungen vorweggenommen (wie soll man so was in jeder Hinsicht extraordinäre auch für sich behalten können – ist ja fad!) aber einiges wurde sicher noch nicht gesagt/gezeigt und ich hoffe es lohnt, bis zum Ende durchzuhalten

Für die ganz Ungeduldigen gibt es unter
V8 Rechtslenker Transfer Gallerie die besten Bilder mit einer Menge an Kommentaren von unserem Kurztrip nach UK – ich kann aber nur jedem empfehlen, sich die Bilder erst nach dem Bericht anzusehen. Sonst geht der halbe Spaß verloren und die Kommentare zu den Bildern ergeben nicht immer Sinn.
Fangen wir also gaaanz am Anfang an und drehen die Uhr ein paar Monate zurück, genauer gesagt bis …
Mitte MärzEs ist ein unspektakulärer Abend irgendwann unter der Woche und Herbert und ich liegen mal wieder mehr oder weniger entspannt in der Gegend herum. Irgendeinen Schwachsinn haben wir uns wohl in der Glotze angekuckt und wie so oft hat Herbert die Zeit mit dem Durchforsten von Ebay-Angeboten nebenbei sinnvoller genutzt.
Dass es auch rechtsgelenkte V8 gibt, wenn auch nicht viele, und man auch in England Teile bekommen kann, ist ja inzwischen kein großes Geheimnis mehr. Schließlich haben wir ja vor drei Jahren schon so ein Frankenstein-Teil nach Österreich importiert. Gerade dieses hat in der Zwischenzeit Unsummen verschlungen – in erster Linie dank der miesen Mechaniker, Audibuden und horrenden Ersatzteilpreise hier in AT – und daher war es schon geplant, den Rechtslenker-V8 von Herbert (den silbernen

) zum auserkorenen V8-Retter und Vatertagstreffensorganisator Thomas raufzustellen. Ja, es ist schon ein Drama, wenn man 1200km zurücklegen muss, um an einen anständigen Mechaniker (und Menschen) zu kommen.
Nun, wie auch immer, Herbert blättert also so nebenbei die britischen Ebay-Seiten durch und zu unserer Überraschung gibt’s gleich mehrere V8 dieses Mal. Das ist ja nun doch eher die Seltenheit. Ich zitiere hier mal Herbert „Wah, alles dieselben Häusln, immer die gleiche Ausstattung, total verrostet – und der erst, total verprollt!“ … ich schau mir die Prollkiste mal an und muss ihm irgendwie Recht geben.

Schwarze Heckleuchten auf schwarzem Lack, irgendwelche Felgen, schwarze Blinker vorne. Nicht besonders geschmackvoll. Aber hmm, irgendwie ist der Lack nicht nur schwarz, der ist irgendwie auch grün. Ragusa ist das aber mal sicher nicht. „Klick mal die anderen Bilder an!“ … und tatsächlich, der vage Verdacht bestätigt sich. Das ist eine waschechte Classic-Line, nur nicht in Magnolia, sondern im noch selteneren Cognac-Farbton. Mit Keder und allem drum und dran! Und ein Rechtslenker! Zweifelsohne ein Unikat.
Die weiteren Zeilen ernüchtern einen freilich dann auch recht schnell wieder „… eine Menge Kratzer rundherum, dem Alter entsprechende Optik, … Serviceheft fehlt, Rechnungen vorhanden, der Fahrersitz sollte neu verledert werden…“. Jörg wird wissen, welches Bild uns im Kopf herumschwirrte. Aber eine Kleinigkeit macht dann doch wieder neugierig „Originalrechnung von 1990 mit dabei, Erstbesitzer Connolly Leather Ltd. Bis 1997“. Wenn DAS nicht mal ein Hammer ist…
Zwei Tage späterEs gibt so Dinge, da greift sich wohl jeder klar denkende Mensch auf den Kopf. V8 (im Alltag) fahren zum Beispiel. V8 in Österreich fahren, wäre auch so eine Sache. Einen rechtsgelenkten V8 fahren – zweifelsohne auch eine diagnostizierbare Verhaltensabnormität. Aber sich noch so ein Teil zu kaufen, wenn der erste schon den wilderen Reperaturstau hat– das, ja das sind diese Dinge, die dann oftmals zu den erinnerungswürdigsten Abenteuern und den tollsten Erlebnissen führen. Auch wenn man dafür schon mächtig irre sein muss.
Aber zumindest versucht inzwischen niemand mehr so wirklich, den Herbert von so was abzubringen (und mal ganz ehrlich: So ein rechtsgelenkter Classic Liner, das ist schon was heißes (dazu später mehr)) – mit gewissen Dingen findet man sich einfach irgendwann ab

Und so fällt Herbert die schwere Entscheidung zugunsten dieser Seltenheit, entgegen allen rationalen Überlegungen und führt uns damit in das nun folgende Abenteuer, das erst zwei Monate später stattfinden soll.
3. MaiWie schon gesagt, soll Herbert’s Silberner bei Thomas zur Komplettüberholung für ein paar Monate die Landschaft zieren. Nur irgendwie muss das Teil auch da rauf! Und irgendwann müssen wir auch diesen CL-Rechtslenker holen, dessen Noch-Besitzer langsam aber sicher nervös wird (würden wir auch werden, wären wir er). Also haben wir mal die Planungsmaschine angeworfen und den Thomas dazu überreden können (war gar nicht so schwer wie befürchtet!) an diesem Trip teilzunehmen. Geplante Abfahrt: 4. Mai. Geplante Rückkehr: 5. Mai. Strecke: Beinahe 2000km. Fahrbarer Untersatz: Thomas’ V8 auf Gas.
Aber da war doch noch was – ach ja, genau, der Silberne. Der hat ja einen vermeintlichen Kopfdichtungsschaden. Und mit so was fährt man ergo nicht 1000km gen Norden. Nö! Also musste der Herbert die letzte Nacht mit all dem Bargeld auf einer Metallpritsche im Autozug nach Hamburg Altona verbringen. Ätsch. Ich nahm den komfortablen Weg über den Flieger (lernte dabei gleich, dass man in Zahnpastatuben und Mineralwasserflaschen neuerdings Bomben verstecken kann – Paranoid lässt grüßen) und lande also weich und sanft gegen Mittag am Hamburger Flughafen.

Hamburg ist schon eine schöne Stadt! Mit dem Bus zumindest. Oder dem Zug. Gerüchten zufolge hat es den Herbert auf dem Weg nach Rendsburg auf die Reeperbahn verschlagen – na ob das nur Zufall war?

Ich entgehe der Orientierungsproblematik, indem ich mich also Richtung Hauptbahnhof begebe und den vergleichsweise sündteuren Eilzug nach Rendsburg besteige. Viel geschlafen hatte ich ja auch nicht, das muss ich zugeben. Eine Horde dänischer Schulkinder hält mich auch weiterhin davon ab, ein Auge zuzumachen. Und eigentlich bin ich ja doch viel zu nervös. Und die Vorfreude ist auch nicht ohne, Thomas und seine Family in Legan mal wieder zu besuchen. Und eventuell wieder so einen legendären Trip wie 2004 hinzulegen (ihr erinnert euch?).
Thomas und Herbert holen mich luxuriös in Rendsburg ab und gemeinsam tuckern wir nach Legan. Dort ist gerade ein V8-Treffen im Gange, von dem ich nichts wusste (oder was ist das eurer Meinung nach?):

Nachdem ich erstmal diese Unmenge an V8 näher bestaunt habe - und die Geschichte von hier ab für uns drei erzählt werden kann – schmieden wir Pläne für die große Fahrt und setzen die Tagwache auf 5h Morgens fest. Na wenn das nicht heavy wird …
4. Mai, 3:30hMal ehrlich, wer von euch kann vor so einer Tour wirklich schlafen? Na gut, Herbert kann’s, das war nicht zu überhören, aber in Wirklichkeit war’s die Aufregung. Irgendwie bringe ich diese 90 Minuten noch herum, bestaune die Morgendämmerung in Schleswig-Holstein, all die V8 und dann geht’s los.

Wir holen uns noch eine Stärkung an der Tanke und machen uns auf den Weg Richtung Hamburg, Münster und was da noch so alles kommt – mit Ziel Dover, möglichst vor 18h Abends (dank Phileas Fox wissen wir inzwischen auch, dass wir uns eine Stunde hätten mehr Zeit lassen können, aber man lernt ja ...). Nur vor dem Berufsverkehr den Elbtunnel erwischen, das ist das Wichtigste!
Leute aus Norddeutschland: Wisst ihr eigentlich, dass ihr es VERDAMMT gut erwischt habt? Klar, Österreich ist auch schön, aber Vergleich hält das keinen Stand. Vor allem unser Osten ist zum Davonlaufen, wohingegen bei euch alles aussieht wie in Irland oder Schottland oder was weiß ich. Sogar der Hafen ist schön!
An uns ziehen also morgendliche Landschaften der höchsten Güte vorbei während wir uns stetig vorerst südwärts, später hoffentlich auch westwärts bewegen. Den Elbtunnel schaffen wir leicht rechtzeitig und so gilt es nur, sich nicht zu verfahren, bis wir die Grenze erreichen. Aber wir haben ja ein Navi Plus

Zwischendrin wird mal Gas getankt, Thomas bekommt schon jetzt das Grinsen nicht mehr weg und wir alle nützen die Gelegenheit, mal auszutreten und eine durchzuziehen (das eigentlich nur unser Tripsponsor Herbert). Irgendwer macht zwischendrin auch mal eine Sonnenbrille kaputt, war das eine Raven? Na egal… tüdlidü.
Wo war’s gleich noch mal? Irgendwo im Ruhrpott. Wo man sich wirklich fragt, wer DIE Beschilderung und DAS Straßennetz konzipiert hat. Wie es hat kommen müssen, verabschiedet sich das Navi just in dem Moment, in dem wir es am dringendsten nötig hätten und so landen wir auf der völlig falschen Autobahn. Also holen wir uns einen erhofft hilfreichen ADAC-Autoatlas (außen hui, innen…) und finden halt so irgendwie wieder auf unsere Route.

Aber ich möchte nicht lästern, denn letztes Mal haben wir uns in einer belgischen Stadt namens Antwerpen verfahren, ja, die Stadt, in der Niklaas mal zur Schule ging. Die Stadt, die ich mir auf einem Horror-Interrail-Trip vor vier Jahren mit meiner Ex habe ansehen müssen und die Stadt, die uns vor drei Jahren ein paar Mal im Kreis gejagt hat, bis wir verstanden haben, dass in Belgien offenbar links rechts, rechts links, eins zwei und zwei eigentlich eins ist. Ja, ich rede von diesen Ringen, die die Stadt hoffentlich ordentlich knechten für ihre unerhörte Beschilderung. Aber diesmal, diesmal passiert uns das nicht! Wir haben schließlich den teuersten ADAC-Atlas genommen, der greifbar war und sind gewappnet. Haha!
Früher Nachmittag. Wir sind in Antwerpen – im zähflüssigen Verkehr. Ja, richtig, IN Antwerpen, nicht dran vorbei, nicht UM, sondern IN. Atlas? ADAC? Bitte sehr:

Muss ich noch mehr sagen? Da kann man nur von Glück reden, dass das alles nicht geschäftlich, die Stimmung im Auto auf Hochtouren, das Auto ein V8 und alles eigentlich eh super ist. Andernfalls hätt’ ich aus meiner Zahnpasta eventuell doch noch eine Bombe gemacht…
Wir lassen diese furchtbare Stadt hinter uns, fahren mal an die Tanke, sammeln Beweisbilder dafür, dass Tanken Freude machen kann und heizen weiter Richtung Westen.

Um 16h schlagen wir im nebligen, versmogten Calais auf – just in time! Der Preis für die Fähre (180.- EU glaub ich…) hauen uns erst einmal gehörig um. Wucher! Aber dafür genießen wir bestimmt eine tolle Aussicht und eine angenehme Überfahrt. Damit auch von mir mal ein Foto mit dabei ist:

Alles falsch! Wir stehen in der Schlange, es ist kalt, der Wind weht wie Hölle und als es endlich losgeht, sitzt Thomas’ V8 gleich auf der ersten Schwelle Richtung Fähre unangenehm auf. Ärgerlich. Drinnen muss man sich und sein Auto vor Autotürbewehrten Pensionisten in acht nehmen, aber irgendwie kommen Auto und Mensch heile durch dieses Gedränge hinauf an Deck.

Ja, es GING Wind an diesem Tag, und das nicht wenig! Wir verziehen uns lieber unter Deck und essen mal ordentlich. Es ist zwar sauteuer, aber gut – Fish and Chips, ganz klar Essen von Insel!
Später wagen wir uns dann wieder an Deck und stellen erfreut fest, dass die White Cliffs nicht mehr weit sind und das Wetter uns (halbwegs) gut gesonnen ist. Was wäre das auch für eine Begrüßung, wenn wir schon zur Rettung eines V8 auf die Insel eilen und uns der Regen ins Gesicht peitscht?!

Nach beinahe zwei Stunden erst legen wir dann endlich an und es geht los. Ich hätte dem Thomas ja ein wenig mehr Linksverkehr vergönnt, wie es auch uns vor drei Jahren ergangen ist (der erste V8 kam aus Birmingham), aber kontinentalfreundlich wird man in Dover bis zur Autobahn gebracht, wo man nicht mehr viel falsch machen kann (nur die Kreisverkehre sind ein wenig brenzlig).
Inzwischen haben wir auch schon festgestellt, dass die Uhren in England anders gehen (nämlich eine Stunde nach) und damit haben wir noch genügend Zeit, nach Ashford/Kent zu kommen, wo Hotel und (hoffentlich) der V8 schon auf uns warten.
Und tatsächlich – nach einigen „LINKS fahren!!“-Ausrufen von hinten und rechts chauffiert uns Thomas zielsicher zum Highlight des heutigen Tages – den Rechtslenker Classic Line V8 von Connolly Leather Ltd. Chairman Mr. Tim Connolly höchstpersönlich


Fotos vom Innenraum? Nö. Dann klickt hier jeder weg und liest die Geschichte nicht zu Ende

Die gibt’s am Schluss dann! Wir übernehmen das Teil also vorschriftsmäßig von dem – wie sich zwischenzeitig herausgestellt hat – Audi-Dealer aus Ashford, dessen Freund’s Wagen der V8 ganz offenbar ist. Da dieser den V8 aber eigentlich gar nicht verkaufen will, sondern das alles von unserem Gegenüber auszugehen scheint, lernen wir den eigentlichen Besitzer gar nicht persönlich kennen. Schade.
Auf alle Fälle finden wir bei ein paar Bier im nächsten Pub mit einem – ebenfalls bei Audi arbeitenden – Schotten heraus, dass die V8 in UK nicht unbedingt häufig waren, er noch nie zwei auf einem Flecken gesehen habe und die Firma Connolly grad’ um die Ecke ihren Hauptsitz hatte.
Ach ja, das hätte ich erwähnen sollen:
• Ja, das ist die Firma Connolly, die all die aufpreispflichtigen Lederbezüge für den V8 gefertigt hat
• Connolly Leather Ltd. gibt’s inzwischen nicht mehr – die sind bankrott gegangen
• Unser „neuer“, also der CL-V8-RL, lief nicht in Ashford, sondern beim Vorstand privat in Wimbledon, London
• Der V8 kam nur durch Zufall wieder nach Ashford zurück – mit der Firma hatte er bei Konkurs nichts mehr zu tun
• Unser Hotel war direkt im Orbital Park, Ashford, angesiedelt – wer den folgenden Bericht schon kennt, dem wird ein Licht aufgehen
Autobild Artikel Fa. ConnollyDer Schotte ist irgendwann so huckedicht, dass auch wir (es sind nur noch Herbert und ich übrig, Thomas lag dann doch die lange Fahrt in den Knochen) unsere Betten aufsuchen (oder sollte ich besser sagen: Unser Bett

) und schon sehr darauf gespannt sind, wie wir die morgigen 1000km heimwärts wohl überstehen werden.
5. Mai – 8hEnglisches Essen ist ja nicht unbedingt berühmt – wenn ich aber was dran mag, dann ist es das ordentliche Frühstück mit Ei, Speck und all den Köstlichkeiten. Das, was wir dort vorgesetzt bekommen – für 11.- EU wohlgemerkt pro Nase – ist aber bei weitem nicht das, was ich mir unter einem englischen Frühstück vorstelle. Kein guter Anfang für so einen anstrengenden Tag. Ich stehle noch schnell ein aufpreispflichtiges Croissant und wir machen uns vom Acker.

Der V8 startet seidenweich (nachdem wir die Alarmanlage in den Griff bekommen haben, die jeder Beschreibung strotzt), der Gang geht einwandfrei rein und wir tuckern los (warum wir das nicht früher überprüft habe? Weil wir die Kiste in jedem Fall genommen hätten…). Blubber blubber. PIIIIEP.
Watt denn das? Aha, sehr fein, gerade mal 2 Kilometer gefahren und schon ist der Tank leer. Aber lt. Reichweitenanzeige haben wir ja noch 30, nein falsch 25, öh nö 20 – L??? Meilen Sprit. Na super. Ich, der die ersten paarhundert Kilometer auf mich genommen habe, fange langsam an zu schwitzen. Bis Dover ist’s noch ein ganzes Stück und weit und breit keine Tankstelle. Halsabschneider. PIIIIEP. Ja, ist ja schon gut. Nicht mehr weit. Geschafft. Von nun an geht’s nur noch bergab…
Wir rollen also bis ans Meer hinab, kaum noch was im Tank, lernen ins Windeseile, wie englische Bordcomputer funktionieren (nämlich revers: MPG steht für „Miles per Gallon“ und der Momentanverbrauch sagt aus, wie weit wir mit einer Gallone Sprit kommen. Je weniger man verbraucht, desto mehr steigt der Wert. Wir dachten vor drei Jahren, das wär ein defektes KI und haben’s vorsorglich ausgetauscht… ähem, ja) und erfreuen uns wie nie zuvor an 0,97pence/liter, als wir in Dover an die Tanke rollen.
Die Tickets sind nicht billiger geworden, die Wartezeiten dafür länger. Wir verzichten auf P&O Ferries und nehmen dieses Mal die Franzosen. 360.- EU für beide Fahrzeuge über den Kanal. Jo. Aber dafür müssen wir vielleicht nicht warten und die Fenster sind sauber (was bei P&O ja absolut nicht der Fall war). Pustekuchen:


Wir setzen über, sehen zu, dass wir von diesem Pott runterkommen und treten unsere Heimreise an. Jetzt kann ja nicht mehr viel schief gehen!
Thomas beschleunigt ab Deutschland (bis dahin ist alles ganz gut gegangen) auf 160km/h hoch und auch bei uns geht die Nadel rauf – nö, nicht der Tacho, die Öltemperatur. Was soll das denn? Gibt’s doch nicht! Das Wasser bleibt (zu) kalt (der Verbrauch ist viel zu hoch deshalb), aber das Öl geht auf die 130°C zu. Wir müssen also wieder runterbremsen und mit 130km/h und hoffen, dass es wieder abkühlt. Tut es, alles scheint normal.
Gegen Abend geraten wir in den ersten richtigen Stau in der Nähe von Münster und sehen einem Gallardo dabei zu, wie er den ganzen Weg umsonst von Frankreich auf die offene BAB gemacht hat – ätsch.

Wir beobachten die Temperaturen und alles bleibt kühl. Sonderbar. Nach einer guten Stunde geht es weiter, 500km haben wir schon – Zeit für eine Jause

. Wir werfen uns ein paar Riesenportionen bei einer neu gebauten Raststation ein und nehmen die letzten 400km in Angriff. Vor 12h wollen wir zuhause sein, das müsste man schaffen können.
Hab’ ich schon von dem genialen Connolly-Ledersitz vorgeschwärmt? Nö, nicht nur die Farbe. Aus irgendeinem Grund ist dieser Sitz so kuschelig und angenehm wie kein anderer Autositz, der mich je tragen musste. Ich kann’s nicht erklären, aber der Fahrersitz von diesem V8 ist einfach nur super-bequem. Entweder wurde da eigens dicker gepolstert oder dem Sitz wurde in 17 Jahren – ähem – Handarbeit ein Couch-Feeling anerzogen. So oder so macht das Reisen so Spaß!
Glühen auf der AutobahnJa, dieses Erlebnis hat zweifelsohne ein eigenes Kapitel verdient. Tempomaten sind ja eine ganz feine Sache. Ich hab’ zwar noch nie einen funktionierenden in meinen V8 gehabt, aber die 3,6er sind ja dafür bekannt, dass sie weitaus zuverlässiger funktionieren als die späteren. So nehmen wir die lange Heimreise gerne alle Helferlein in Anspruch und halten gemütlich die Geschwindigkeit.
100km unter Hamburg geht ein Ruck durch die Kiste als wäre gerade der OT-Geber ausgefallen (wer kennt das?). Die Geschwindigkeit fällt und mir schwant fürchterliches. Ein beherzter Tritt aufs Gaspedal bringt zuerst nichts, nach kurzer Zeit nimmt er das Gas aber wieder an. Puhh! Was das wohl war? Hoffentlich eine Eintagsfliege. Nur der Tempomat geht jetzt nicht mehr rein. Watt soll datt denn?
„Herbert, lach mal – der Tempomat ist hin!“
„???“
„Ja, wirklich, aber ist doch eh normal, oder? Geht nicht jeder Tempomat hin, wenn ich oder du das Auto kaufen? Kenn ich doch gar nicht anders!“
„Strange (lacht noch)“
Währenddessen versuche ich mit etwas mehr Schub wieder auf Thomas aufzuschließen, der ein gutes Stück vor uns fährt.
„Du, jetzt geht der Tempomat wieder!“
„Super!“
„Ja, der geht aber verdammt gut, zieht ungemein ab!“
„Ist doch gut so“
„Ja, schon…“
Die Nadel wandert über die gespeicherten 130km/h raus. Der V8 beschleunigt weiter.
„Teufel, der geht aber ZU gut! Das Steuergerät hat wohl einen weg!“
Ich nehm den Tempomaten raus aber – der beschleunigt weiter!! Ich steig aufs Bremspedal, entlüfte den Unterdruckkreis – der beschleunigt immer noch weiter.
„Ähem, Herbert, ruf mal ganz schnell den Thomas an – der Gaszug hängt!“
Wer weiß, was es ist? Ich weiß nicht, wem von euch das schon passiert ist, aber gelesen hatte ich’s schon. So, Kandidat eins, was machst du jetzt (10 Sekunden Bedenkzeit):
• Auf die Bremse steigen und Wagen zum Stillstand bringen
• Leerlauf reingeben und am Drehzahlbegrenzer, aber mit Servounterstützung und Licht (es war schon dunkel) ausrollen lassen – den Thomas verlieren wir so, und wer weiß, wie der Maschine Vollgas auf Dauer gefällt…
• Maschine abschalten, ohne Licht, Servo und falls die Bombe im Eimer ist ohne Bremskraftverstärkung am Pannenstreifen ausrollen – auch so fährt uns der Thomas davon
• Den Gang drin lassen, den Thomas überholen, und vor ihm den Wagen runterbremsen, Motor abstellen und ausrollen lassen
Ich entscheide mich ohne lang nachzudenken für letzteres, ziehe mit einem Mordstempo an Thomas vorbei, dabei dauernd den Fuß auf der Bremse, da er sonst mit Vollgas Richtung Höchstgeschwindigkeit abdampfen würde. Just vor Thomas’ V8 steige ich ordentlich in die Eisen, bremse den V8 auf einen Parkplatz (was mir aufgrund des Unfallrisikos VIEL lieber als der Pannenstreifen ist) auf gut 30km/h runter, gib den Gang in N, schalte die Maschine ab (die sofort auf Anschlag ging) und rolle mit der gezogenen Lichthupe aus. Geschafft.
Aber was ist das? Die Kiste brennt ja! Raus aus dem Auto und nachschauen, was da los ist. Wer hat’s erraten? Die Bremsscheiben sind ROTGLÜHEND (mit dem Fotoapparat waren wir leider zu langsam)! Ergo verbrennt der ganze Bremsstaub und Dreck, der sich bisher angesammelt hat und er qualmt richtig ungehörig aus den beiden Radkästen.

Wir lassen die Scheiben mal abkühlen und Thomas macht sich auf die Fehlersuche. Wir hatten richtig vermutet: Die Unterdruckdose vom Tempomaten ist gebrochen (ausgehängt) und die Verbindung zum Gaszug (die Stange) hat den Gaszug auf Vollgas festgekeilt. Wenn da gerade ein Stau ist, ist das LEBENSGEFÄHRLICH!


Wir fragen uns, ob man da Audi nicht mal drauf anreden sollte – nicht auszudenken, was da losgewesen wäre, wenn ein Fahranfänger in die Situation gekommen wäre. Da wäre es dann nicht nur ums Auto schade gewesen. Für die Zukunft weiß ich auch, dass die Bremsscheiben das nicht lange mitmachen

Wir bauen alles wieder zusammen, lassen die Situation mal auf uns einwirken und nehmen die letzen 200 Kilometer auf uns. Um 1h kommen wir in Legan an und fallen totmüde ins Bett. Was für ein Tag!
6. Mai – NachmittagHalbwegs ausgeschlafen, aber noch ganz schön erschöpft sehen wir uns den Erwerb mal in aller Ruhe an, photographieren das Gefährt rundum ab und inspizieren ein paar Besonderheiten.
So haben wir bspw. 17 Jahre Service-Historie auf vielen Dutzend Seiten genauso mitbekommen wie den Original-Kaufvertrag. Neben nagelneuen Sommerreifen auf 17“-RS4-Look-Felgen gab’s auch noch die originalen dazu – offenbar ab Werk in Gold lackierte BBS-Felgen (wie perlmutt). Aber das alles im Detail sollen und Herbert und Thomas erzählen – meine Arbeit ist getan

Ja, der Wagen ist innen übrigens tatsächlich Cognac und der Lack ist das äußerst seltene Pomerolgrün. Schaut euch einfach die Bilder an!
Oja, etwas noch: Den Grund für die hohe Öltemperatur hat Thomas schnell gefunden gehabt: Der V8 hat KEINEN Ölkühler! Offenbar fand man es nicht nötig, für die Insel, wo man eh nie schneller als 120 fahren darf, einen Ölkühler zu verbauen. Da braucht es nicht zu wundern, dass der mordsmäßig heiß wurde…
7. Mai – VormittagAuch die schönste Zeit geht mal zu Ende und jedes Abenteuer ist leider irgendwann vorbei – aber es soll nicht das letzte gewesen sein. Um ein Haar hätten wir unseren Flieger zurück nach Wien nicht erwischt, da wir doch noch einmal einen Elbtunnelstau miterleben durften. Aber Thomas hat uns noch rechtzeitig zum Flughafen bringen können und so waren wir bald wieder in der (verhältnismäßig öden) Heimat.
Bleibt abschließend von meiner Seite nur noch zu sagen, dass es ein genialer Trip war, der einen Riesenspaß gemacht hat und dass ich mich wirklich schon auf das nächste Mal Legan mit Thomas und Family ausgesprochen freue! Ich hoffe nur, dass sich für uns hier mal die Gelegenheit bietet, sich für die großartige Gastfreundschaft, das tolle Essen und die angenehme Matratze zu revanchieren

Großer Dank gebührt freilich auch Herbert, der das die Reise zu einem großen Teil organisiert und auch gesponsert hat und dem ich an dieser Stelle noch viel Spaß und Freude mit seiner Classic Line in Rechts, äh, Grün wünsche!
In diesem Sinne wünsche ich allen viel Spaß beim Lesen und Stöbern im Fotoalbum und dass es sich gelohnt hat, bis zum Ende durchzuhalten. Als Dankeschön gibt’s jetzt auch ein Innenraumfoto

Viele liebe Grüße
Bastian, Herbert und Thomas
